Die Herstellung von Schuhwerk war gefragt. Holzschuhe gehörten bis zum Zweiten Weltkrieg zur alltäglichen Fußbekleidung der Landbevölkerung und der Dienstboten in der Stadt. Durch den Handelsweg, die Heringstraße, kam viel Fußvolk durch den Ort. Damit entwickelte sich eine Nachfrage nach haltbaren Schuhen sowie der Reparatur von Schuhwerk.
Die Schneiderei ist der handwerkliche Beruf der Textilverarbeitung. Bis zum 12. Jahrhundert wurde Kleidung meist in den Familien selbst oder in Klöstern hergestellt und war fast immer Frauenarbeit. Der Schneider – als Männerberuf – war daher lange mit Spott belegt. Im Jahr 1470 gab es in Gingst die erste Zunft der Schneider. Die Gewerke Weberei und Schneiderei übten starken Einfluss auf die Ortsgrenzen aus.
(ohne Ausstellung) war beschäftigt mit der Herstellung von Bindfäden, Sackbändern, Schnüren, Kordeln, Stricken, Wäscheleinen, Seilen und Tauen bis hin zu Pferdehalftern, Peitschen und Gurten etc. Verwendet wurden Naturfasern wie Hanf, Kokos, Flachs, Sisal oder auch gespanntes Rosshaar (für Uhrketten und Hausschuhe).
war handwerklich gefordert bei der Herstellung von Bettwäsche, Tischwäsche, Blusen, Hemden, Baby-, Kinder- und Unterwäsche. Diese wurde meist durch aufwändige Lochstickerei und andere Stickereien reich verziert.
Weberei ist die älteste Technik der Herstellung von Flächengebilden, die mittels zweier Fadensysteme, der Kette und dem Schuss, rechtwinklig verbunden sind. Als Werkzeug dient der Webstuhl. Auch in Gingst blühte das Handwerk bereits ab Mitte des 15. Jahrhunderts auf. Gingst besaß das Marktrecht für einen eigenen Webermarkt.
bearbeitete Metall unter Feuer mit Hammer und Amboss. Er stellte Nägel, Beschläge, Hausrat (Messer, Töpfe, Pfannen) her und nahm die Bereifung von Wagenrädern vor. Ebenso fertigte er Hufeisen und Werkzeuge an. In Gingst gab es bis ins 20. Jahrhundert aufgrund der geografischen Lage an der Handelsroute drei Schmieden.
Zu damaliger Zeit war der Barbier auch Apotheker, Bader oder Goldschmied. Er verfügte dadurch über das nötige Werkzeug, um im Nebenerwerb zugleich als Zahnarzt tätig zu sein. Zum Zähneziehen band der Zahnarzt den Patienten am Stuhl fest und ließ den Kopf von einem Helfer festhalten. Dann wurde der Zahn ohne Betäubung mit grobem Werkzeug herausgeholt. Die starken Blutungen, die dabei entstanden, stillte man mit einem glühenden Brenneisen. Dass die Patienten dabei ohnmächtig wurden, galt als normal.
Aus: Museumsführer 2021, Unser Museum, 50 Jahre Historische Handwerkerstuben Gingst
Text und Recherche: Ute Uhlemann, Peter Gawenda