Während der Regierungszeit des Rügenfürsten Witzlaw I. im 13. Jahrhundert nahm Gingst eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Gingst war Sitz eines Gardvogtes, der als Stellvertreter des Landesfürsten agierte und diese Entwicklung förderte.
Grund und Boden in und um Gingst gehörten dem Adel und der Kirche, die das Land an die Handwerker verpachteten. Die Handwerker gehörten zum Stand der Unfreien.
Die Kaufmannszüge, die über Gingst nach Vitt führten, machten in Gingst Station. Häufig wurden anfallende Reparaturen an den Gespannen von handwerklich Begabten in Gingst ausgeführt, was zur Herausbildung des Handwerks in Gingst führte.
Die sogenannte Heringstraße führte mitten durch den Ort und schied damit die Bevölkerung in zwei Teile, dem Dominium auf der westlichen Seite, das unter weltlicher Herrschaft stand, und dem Pastorat auf der östlichen Seite, das die kirchliche Herrschaft repräsentierte.
Die Bevölkerung des Ortes bestand hauptsächlich aus Ackerbürgern, die zusätzlich ein Handwerk ausübten. Ackerbau und Viehzucht betrieben sie hauptsächlich, um das Geld für die Obrigkeit aufzubringen – die Adligen der Insel waren steuerfrei.
Aus: Museumsführer 2021, Unser Museum, 50 Jahre Historische Handwerkerstuben Gingst (redaktionell überbearbeitete Fassung)
Text und Recherche: Ute Uhlemann, Peter Gawenda